Das Land NRW investiert über 26 Millionen in Talentscouts, die für Hochschulen Studierende suchen. Das Mönchengladbacher Handwerk erwartet eine gleichwertige Unterstützungsstruktur für die duale Berufsausbildung.
Von: Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach
„Unsere Landesregierung will mit sogenannten Talentscouts ein flächendeckendes Angebot schaffen, um jungen Menschen, die bislang kein Interesse an einer akademischen Laufbahn hatten, ein Studium nahezulegen. Das Land NRW investiert von 2017 bis 2020 über 26 Millionen Euro in dieses Projekt. Vorgesehen ist, den Hochschulen flächendeckend mittels der vorgenannten Finanzhilfen eigenes Personal zur Verfügung zu stellen. Die ‚Talentscouts’ sollen dann an weiterführenden Schulen junge Menschen für ein Studium motivieren, die sich bislang nicht für eine akademische Laufbahn entschieden haben. Wenn dann die Talentscouts junge Menschen von einem Studium überzeugt haben, bleiben die Talentscouts auch während des Studiums und beim Einstieg in das Berufsleben Ansprechpartner für die ‚geworbenen Talente’.
Im Ergebnis wird diese Akquisitionsmaßnahme dazu führen, dass auf Kosten der dualen Berufsausbildung der Trend zum Hochschulstudium weiter verstärkt wird. Gleichzeitig prognostizieren namhafte Studien einen bedeutenden Fach- und Führungskräftemangel bei Absolventen der beruflichen Bildung – und eben nicht im Bereich der akademischen Absolventen. Wenn man dann noch bedenkt, dass das Land weitere sieben bis acht Millionen Euro in Beratungsstrukturen an Hochschulen investiert, damit hier die Studienzweifler und Studienabbrecher beraten werden, so ist das Investitionsvorhaben des Landes umso weniger nachvollziehbar.
Die Landesregierung hat in ihrer Koalitionsvereinbarung deutlich darauf hingewiesen, dass sie die berufliche Bildung stärken will. Adäquate Investitionsprogramme wie die der Talentscouts für die Hochschulen bietet das Land allerdings nicht für unsere berufliche Ausbildung an; im Gegenteil: Das eher kostengünstige Projekt ‚Starthelfende’, mit welchem man sich bemüht, junge Menschen in die duale Ausbildung zu führen, ist nur noch für dieses Jahr bewilligt worden.
Es bedarf daher einer gleichwertigen Unterstützungsstruktur für unsere duale Berufsausbildung. So wie für die Talentscouts der Hochschulen Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden, müssen ebenso Mittel und Personal für das ‚Bewerben der dualen Berufsausbildung’ seitens des Landes zur Verfügung gestellt werden.
Sollten wir hier keine weitere Unterstützung des Landes erhalten, ist mit einem Verkümmern der beruflichen Bildung zu Lasten des Handwerks zu rechnen.“